Aktualisiert am 15. Oktober 2019
Mein Baby ist ein „Terrorzwerg“
Mein Baby weint nachts…
„Na, haben Sie auch so einen Terrorzwerg?“
Diese Frage wurde mir heute beim Secondhand-Shoppen von einer Verkäuferin gestellt. Ihre Tochter hätte ebenfalls ein Baby im gleichen Alter (6 Wochen) und dieses Baby weint nachts und mache nur „Terror“. Immer gegen 22 Uhr würde es anfangen zu schreien – die Mutter wäre schon ganz wütend und hätte die Schnauze nun voll von Kindern.
Ich sah sie mit großen Augen an – musste kurz schlucken, um dann antworten zu können:
„Nein, mein Baby ist kein Terrorzwerg“.
Ich erzählte ihr, dass meine Tochter sich abends nur richtig „ausschreien“ würde, wenn es tagsüber sehr laut war oder viel Emotionen in ihrer Nähe gewesen waren. Dass ich dann sofort wüsste:
„Okay, es waren zu viele Eindrücke – die müssen jetzt verarbeitet werden“.
Ich erzählte ihr von meiner Großen… davon, dass sie als Baby oft nachts wringt. Dass ich sie als Baby nächtelang/monatelang durch die Wohnung auf und ab getragen* hatte. Dass sie sich nur durch konstantes Laufen und ihrem geliebten „La Le Lu“ beruhigen ließ.
Sie winkte ab und antwortete: „die Kleine liegt den ganzen Tag im Laufstall – keine Ahnung was die hat“.
Mein Baby weint nachts – warum?
Das Gespräch hat mich zum Nachdenken gebracht. Es gibt so viele Gründe warum ein Baby nachts weint*: Hunger, Schmerz, Entwicklungsschübe, Müdigkeit, Überreizung, Sehnsucht nach Nähe/Liebe und so einiges mehr.
Es weint aber niemals, wirklich niemals(!) um uns zu terrorisieren…
…um sich danach hinter unserem Rücken über uns schlapp zu lachen: „Haha, der hab ich’s jetzt gegeben“.
Hört sich doch eigentlich auch total absurd an, oder?
Natürliches Verhalten – Babys weinen
Warum reden wir dann so schlecht über unsere Babys/Kinder?
Was für eine enorme Erwartungshaltung haben wir Ihnen gegenüber?
Ein Baby schreit und weint wenn es sich mitteilen möchte. UND es schläft nachts NICHT durch – auch wenn es vielleicht hin und wieder nächtliche Ausnahmen gibt. Es schläft mal 3 Stunden, am nächsten Tag dann vielleicht mal 6 Stunden… und einen Tag später nur noch 10 Minuten am Stück. Auch ist es absolut natürlich, dass sich unsere Babys nachts rückversichern… „Hey Mama, bist du noch da?“.
Heute lacht es mit der Sonne um die Wette und morgen weint es gefühlt die ganze Nacht…
Es braucht ununterbrochen unsere Nähe & Liebe und mag auch gern mal den ganzen Tag geschuckelt/gebobbelt und getragen werden. Mal möchte es den ganzen Tag den Busen und nuckelt Mamas Brustwarze wund… und an anderen Tagen verschläft es gleich drei Mahlzeiten.
Auch kann das alles zusammen ein Dauerzustand sein, der ganze Monate oder sogar mehrere Jahre andauert.
JA verdammt nochmal, das ist ALLES ALLES völlig NATÜRLICH.
Mamas Wünsche und Erwartungen
Natürlich ist es für mich als Mama erstrebenswert, wenn mein Baby nachts nicht weint. Es 6 Stunden am Stück schläft, und alles von Monat zu Monat „geregelter“ abläuft. Klar ist mein Leben dann leichter, nicht so anstrengend, und mit einem guten Schlaf lässt sich definitiv entspannter leben. (Federwiegen* sind da tolle Helfer um kurz mal ablegen zu können) Aber hey, das entspricht nicht der (durchschnittlichen) Realität.
Warum unterstellen wir unseren Babys/Kinder dann gleich sie wären Terroristen oder Tyrannen, würden unsere Grenzen austesten oder alles absichtlich gegen uns tun?
Sie tun es immer, wirklich immer nur für sich!
Ich kann diese Erwartungshaltung nachvollziehen – wir alle wünschen uns ein einfaches, stressfreies und liebevolles Zusammenleben mit unseren Kindern. Wir alle kommen hin und wieder an unsere persönlichen Grenzen.
Aber wir sollten aufhören unseren Babys/Kindern „Bösartigkeit“ zu unterstellen. Nicht nach einem weiteren „Terrorzwerg“ zu fragen sondern das Baby als das zu sehen was es ist:
Ein kleines Wesen, das sich mitteilen will, ein Baby, das einfach nur gehalten werden möchte. Mehr nicht.
Was kann ich tun?
Für mich und meine Gefühle Verantwortung übernehmen. Siehe auch: Eigenverantwortung – Du. Du. Die. Nicht ich. VIDEO
Was brauche ich gerade? Was kann ich mir gutes tun? Was triggert mich? Was trage ich für Glaubenssätze? Warum und für was mache ich mein Kind verantwortlich?…
Was kann ich tun? Bei mir bleiben. Bei mir und meinen Gefühlen. Annehmen wie es gerade ist und nicht vergessen: es ist „normal“ > NATÜRLICH. Mich frei machen und aufhören zu vergleichen. Dankbarkeit finden/fühlen. Die Momente zelebrieren – zur Ruhe kommen – viel zu schnell ist diese Zeit wieder vorbei.
Babys weinen.
Babys dürfen weinen.
Wir dürfen begleiten.
Naturvertrauen🌱
Ich wünsche allen Müttern/Eltern usw. viel Kraft und Ausdauer – und allen Babys/Kindern einen Haufen bedingungsloser Liebe.💚
Weiterführend kann ich euch Ruth von der Kompass sehr empfehlen. Ihr Blog bietet wertvollen Input zum Thema „Unerzogen leben bzw. in Beziehung leben mit Kindern“.
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Ausgleich und Unterstützung
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„artgerecht – Das andere Baby-Buch: Natürliche Bedürfnisse stillen. Gesunde Entwicklung fördern. Naturnah erziehen“
Seit der Steinzeit haben unsere Babys dieselben Bedürfnisse: Nähe, Schutz, Getragensein, essen dürfen, wenn sie hungrig sind, und schlafen dürfen, wenn sie müde sind. Unsere moderne Welt jedoch passt nicht immer zu diesen Bedürfnissen. Wie Eltern dennoch dem biologischen Urprogramm ihrer Kinder gerecht werden können, zeigt dieses Buch: konkret, ermutigend, undogmatisch und nachhaltig. Eine (möglichst) natürliche Geburt, Stillen und Füttern nach Bedarf, Babygerechtes Tragen, Windelfreie Sauberkeitserziehung, Schlafen im Familienbett, ein enger Kontakt zur Natur, Bindung und Geborgenheit💚
„Das große Buch der Babyzeichen“
Gebärdensprache – Babyzeichensprache. Das große Buch der Babyzeichen mit fast 300 Babyzeichen Fotos.
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Ich bin eine schlechte Mutter – ich bin eine gute Mutter… meine Mama-Ehrlichkeit
Ich fühle mich hässlich – Grenzerfahrung Selbstliebe
Mein Kleiner war laut Definition ein „Schreikind“. Ein Frühchen, das wegen Placentaablösung 8 Wochen zu früh kommt und die ersten 3 Monate so unheimlich viel geschrien hat. Er brauchte das einfach. Er musste sich ausweinen, weil er viel zu früh aus seiner warmen Höhle gerissen wurde. Weil er noch gar nicht mit der Umwelt umgehen konnte und weil er einfach seine Mama gebraucht hat.
Die Lösung war oft Tragetuch oder stundenlanges stillen. Stundenlang durch die Wohnung laufen und ihm nah sein.
Man muss sich bewusst werden, dass dieses kleine süße Ding einfach nur Angst hat und Mama braucht.
Ja, ja ja. „Ihm nah sein…“ …wie schön, dass du ihn dabei begleitet hast.💚